Arbeitsgruppe Bad Saulgau

Rückblick - 7. Lesestation in Bondorf

Im Rahmen des Buchprojekts „Geschichten hinter der Geschichte“ finden in lockerer Folge Leseabende statt, an denen Erinnerungen von Saulgauer Seniorinnen und Senioren die Zeiten vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg lebendig werden lassen.

7. Lesestation von „Geschichten hinter der Geschichte“

am Sonntag, 18. Dezember 2022 um 16 Uhr

in Bondorf im Dorfgemeinschaftshaus

Geschichten hinter der Geschichte werden lebendig und halten Erinnerungen wach.


Impressionen

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Fremde im Dorf

„Als die Franzosen nach Bondorf einmarschierten, hatten wir Kinder zunächst Angst vor ihnen. Doch die fremdartigen Besatzer waren freundlich und schenkten uns Schokolade und die „Rotkäppchen“, so nannte man die Soldaten aus dem Elsass, sprachen Deutsch.“

Ein Zeitzeuge erinnert sich, dass die Marokkaner in der Scheune ein Lamm zerlegten, dann wurde bei ihnen in der Küche gekocht. Wo im Dorf die marokkanischen Soldaten untergebracht waren, kann er nicht mehr sagen, jedoch weiß er, dass auf ihrem Hof französische Offiziere wohnten. „Die Familie musste in ein Zimmer zusammenrücken. Und da auch noch die polnischen Zwangsarbeiter im Haus wohnten, wurde es ziemlich eng.“

Hugo Jansen | Foto: Albert Drescher

„Nur weg vom Krieg“

Nachdem die Familie Thouet-Jansen in ihrer Heimatstadt in der Eiffel komplett ausgebombt worden war, suchte sie fern des lebensbedrohlichen Kriegsschauplatzes eine sichere Bleibe, die sie im fernen Oberschwaben – in Bondorf – fand.

Hugo Jansen: Es war eine merkwürdige Gesellschaft, die sich an jenem Abend zusammentat, um aus unserer Heimat gemeinsam in eine unbekannte Zukunft zu gehen. „Wir“, das waren Tante Maria, Onkel Josef Thouet, Ferdi im Kinderwagen und Peter. Peter hatte einen Schulranzen auf dem Rücken mit dem Silberbesteck drin, so etwas musste doch mitgenommen werden! Tante Resi Thouet hatte ihre Kinder Gerd und Rita im Kinderwagen, dann folgten meine Mutter, Käte und ich. Ich trug eine Tasche mit eingemachtem Fleisch und ließ ein Glas fallen; dafür bekam ich eine Ohrfeige, geweint wurde nicht, dafür waren wir alle zu angespannt. Wir fuhren also nach Bondorf.

Ich habe keine Erinnerung an diese Reise, doch an die Ankunft dort schon: Ich habe zum ersten Mal Pellkartoffeln mit Quark gegessen! Das kannte ich nicht, es schmeckte grauenvoll.

… bei der „Evakuiertenverteilung“ von Lehrer Steinhauser hatte ich den Hauptpreis gewonnen: ich war „alleine“ bei Familie Weiß – das waren Frau Weiß, die mütterliche Bäuerin, sowie Gertrud und Thekla, die beiden Töchter. Hier fühlte ich mich „an Kindes statt“ angenommen. Ich bekam zunächst ein eigenes Zimmer und einen festen Platz am Tisch. Ich durfte mir selbst Brot abschneiden, gestandene Milch trinken und auch schon mal am Most nippen. Und beim Abendläuten musste ich zu Hause sein.

Auch Ferdinand Thouet erinnert sich: „Mein Bruder Peter und meine Eltern wurden mit mir der Familie Georg und Frieda Locher zugeteilt. Ein schicksalshafter Glücksfall.“ Auch nach der Rückkehr nach Aachen verbrachte ich meine Ferien oft in Bondorf – „trotz allem“ war es eine unbeschwerte Zeit, die für mich auch eine prägende Lebenslehre gewesen ist. Mein Werdegang wäre anders verlaufen, dessen bin ich mir sicher. Sonst wären da auch nicht so viele Erinnerungen geblieben.“

Unser Bondorf – Manfred Wetzel gewährt Einblicke ins Dorfleben während und nach dem Krieg.

Manfred Wetzel

Manfred Wetzel | Foto: Albert Drescher


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Ihre Arbeitsgruppe SLG - Spuren Lebendig Gemacht

 

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